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- Biographische Stationen,
- anschließend: Prägende Eindrücke und Einsichten in diesem Zusammenhang.
- Geboren im Jahr 1952 im niedersächsischen Stadthagen.
- Am dortigen Ratsgymnasium habe ich den humanistischen Zweig besucht (Latein, Griechisch) und 1971 Abitur gemacht, mit durchschnittlichem Erfolg.
Wenn in der Provinz nicht zu viel Enge und Langeweile aufkommt, dann kann Begrenztheit die Komprimierung und Konzentration seelischer Energien begünstigen – und zugleich den Drang hinaus anfeuern. Die Sympathie mit der Provinz ist mir geblieben, die Ausdünnung des ländlichen Raumes bedauere ich. - Nach dem Abitur 1972 Besuch der „Mitarbeiterschule“ am evangelischen Missionsseminar in Hermannsburg.
- Ohne aus einem religiösen Elternhaus zu stammen, führte mich eine Ansprechbarkeit in diesem Bereich zur Auseinandersetzung mit dem Glauben. Christlich-religiöse Gestimmtheit war für mich assoziiert mit Abend, Halbdunkel, den Kopf senken, und anziehender Furcht vor dem Heiligen. Dagegen standen selbstmächtig-vitale Lebens- und Weltfreude. Die Dualität solcher Gestimmtheiten kann zumindest in der Jugend so ausgeprägt sein wie die kognitive Differenz von Glauben und Wissen.
- 1973 bis 1979 Studium der Germanistik, Geschichte und Politikwissenschaft an den Universitäten Tübingen, Heidelberg, München und Göttingen.
- Abschluss mit dem 1. Staatsexamen für das Lehramt an Gymnasien mit durchschnittlichem Erfolg.
Viele geisteswissenschaftliche Studiengänge sind durch ein Missverhältnis gekennzeichnet zwischen dem, was der Lernende weiß, und dem, was er oder sie kann. Insbesondere in der Literaturwissenschaft war die Vielfalt konkurrierender und diffuser Theorien nicht geeignet, mir den Eindruck zu vermitteln, man bewege sich hier auf solidem Grund – von der so genannten Praxisrelevanz ganz zu schweigen. Vor diesem Hintergrund habe ich die Freiheiten im Studium der o.g. Fächer eher als eine Zumutung erfahren. Es kommt hinzu: Je mehr man studiert, umso mehr öffnet sich in den Kulturwissenschaften der Horizont für jene Kontinente, die man nicht kennt, von denen man aber zumindest weiß, dass es sie gibt. - 1976 Bau-Hilfsarbeiter auf dem Lande.
- Diese Tätigkeit brachte mit sich: Ertüchtigung des Körpers und seiner Muskelkräfte; das In-die-Welt-Stellen eines Kuhstalles gemeinsam mit anderen; Aneignung von Erfahrungswissen und -können; irgendwann Anfangen statt weiter zu überlegen; Geld verdienen mit den Händen. Bis heute habe ich eine hohe Meinung von Leuten, die ihr Handwerk verstehen und es deswegen nicht nötig haben, ihr angebliches Alleinstellungsmerkmal zu vermarkten.
- 1980 bis 1983 Referendariat am (humanistischen) Friedrichsgymnasium in Kassel mit durchschnittlichem Erfolg. Danach zeitweise „Feuerwehrlehrer“ in Niedersachsen.
- Das Referendariat war mit dem damals durchaus häufig erlebten „Praxisschock“ verbunden. Im weiteren Verlauf hat mir die Beurteilung der Schüler Kopfzerbrechen bereitet. Im Fach Deutsch lässt sich in den unteren Klassen zwar etwas Lernbares vermitteln, das die Schüler sich durch Üben aneignen können. Ab dem Ende der Mittelstufe vergibt man aber überwiegend Zensuren für das Elternhaus und eine sprachliche Begabung. Mir war auch immer zweifelhafter, ob ich ein Lernzielvermittler bin oder darüber hinaus für irgendetwas vor der Klasse stehe, und wenn ja, was dieses irgendetwas sein könnte.
- 1983 bis 1987 bibliographische Tätigkeit im „Index deutschsprachiger Zeitschriften des 18. Jahrhunderts“ an der Akademie der Wissenschaften in Göttingen.
- In diesem, von Albrecht Schöne initiierten DFG-Projekt wurden Zeitschriften aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts durch Schlagwortvergabe inhaltlich erschlossen. Die Gegenstände reichten von „Holzsparöfen“ über weibliche „Putzsucht“ und „Romanenwut“ bis zu empfindsamer Lyrik. Aus dieser Tätigkeit habe ich mitgenommen die Hochachtung vor gründlicher, positivistischer Recherche. Es kommt hinzu die grundlegende Einsicht, dass es nicht nur Empirismus und Gedankenexperimente sind, welche die Gegenwart befragbar gemacht haben, sondern ebenso die historische Kenntnis davon, wie es dazu gekommen ist. Dieser Weg wurde insbesondere von den deutschen Aufklärern beschritten. In diesem Sinn wäre etwas mehr historische Kenntnis im Curriculum zahlreicher Wissenschaften zu empfehlen, insbesondere in den Wirtschaftswissenschaften, welche im Verhältnis zur Nationalökonomie als geschichtsvergessen zu bezeichnen sind.
- 1987-1988 Ausbildung zum „Integrativen Sozialtherapeuten“ im Rahmen einer vom Arbeitsamt finanzierten Weiterbildung.
- Hier hatte ich u.a. Gelegenheit, mich mit individualpsychologischen und systemischen Therapieansätzen auseinander zu setzen und im Übrigen existenziell zu realisieren, dass ich in meiner Befindlichkeit als Arbeitsloser Teil einer Welle bin. In den 1980er Jahren herrschte eine erhebliche Akademikerarbeitslosigkeit, insbesondere bei Geistes- und Sozialwissenschaftlern und Lehrerinnen. „Umschulungen“ und „Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen“ wurden durch die Bundesanstalt für Arbeit in großem Stil finanziert. Ein unbefristeter Arbeitsvertrag im öffentlichen Dienst war seinerzeit ein schwer zu erringendes Gut. Die Schere zwischen denen, die drinnen waren, und jenen, die draußen blieben, öffnete sich immer weiter. Dieses war u.a. die Voraussetzung dafür, dass später im Kontext der Hartz-Reformen die unternehmerische Ich-AG zum neuen Existenzmodell für viele studierte Leute geworden ist. Neoliberale Denkmuster, insbesondere die Pflicht zur Cleverness und entsprechendem Selbstmarketing, haben sich als kognitive Leitparadigmen für die individuelle Verhaltenssteuerung etablieren können.
- 1989 – 2020 Studienberater an der Zentralen Studienberatung der Universität Karlsruhe (seit 2009 Karlsruher Institut für Technologie).
- Natur- und Ingenieurwissenschaften sind die treibenden Mächte der aktuellen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Entwicklung. Am eigenen Arbeitsplatz habe ich erleben können, was es bedeutet, sich in einer Mischung von Verlockung und Nötigung den technologischen Veränderungen anpassen zu wollen und zu müssen, welche die EDV und das Internet mit sich gebracht haben. Es kam hinzu die so genannte Ökonomisierung der Hochschulen im Zuge neoliberal inspirierter Reformen. Selbst diejenigen, die ganz vorn mitschwimmen, sind doch zugleich jene, die sich einer überindividuellen Wettbewerbsdynamik unterwerfen müssen.
- 2003 bis 2006 nebenher Studium der VWL bis zum Vordiplom an der FernUniversität Hagen mit unterdurchschnittlichem Erfolg.
- Um die fundamentalen Triebkräfte der gesellschaftlichen Veränderung und das technologisch induzierte Beschleunigungsphänomen zu verstehen, habe ich die Wirtschaftswissenschaft konsultiert. Die wichtigste Erkenntnis, die ich nach einiger Beschäftigung mit dem Thema „Innovation“ gewonnen habe: Im 21. Jahrhundert ist es v.a. die Entmaterialisierung ihrer Produkte, welche die Wissensproduzenten zum innovatorischen Aufbruch in Permanenz nötigt. Der Innovationsdruck bestünde auch dann, wenn ein Hersteller immaterieller Produkte (z.B. Software) ein Monopolist und keinem Wettbewerbsdruck durch Konkurrenten ausgesetzt wäre. Solche Art der Wissensproduktion erscheint mir als ein tendenziell nihilistisches Projekt, weil es für den Produzenten ein Ankommen bei etwas Bleibendem gar nicht geben darf. Die Verflüssigung der Realität durch Technologie ist die Basis, zu welcher die Dekonstruktion eines jeden Essentialismus einen passenden ideologischen Überbau darstellt.
- Lehrerausbildungen I und II im Kundalini-Yoga in den Jahren 2009 bis 2012.
- Das Interesse am Yoga sowie an Meditation und Spiritualität beruht auf dem Ungenügen an jener funktionalistischen Geistigkeit von Wissenschaft, deren Wahrheitskriterium letztlich die instrumentelle Herrschaft und deren ökonomische raison d´être die nicht-stationäre Wirtschaftsform eines Aufbruches in Permanenz ist. Im Kundalini-Yoga war ich durchaus mit esoterischen Lehren konfrontiert, die im Unterschied zu den Glaubenslehren der Kirchen aber gern im wissenschaftlichen Gewand daherkommen. Insbesondere die Quantenphysik muss für so allerlei herhalten. Durch den Glauben daran können tatsächlich psychophysische Wirkungen hervorgerufen, also Tatsachen geschaffen werden. Im Bereich von Wohlbefinden und auch Heilung ist dieses ein unendliches Feld, die introspektive (Selbst-)Erforschung des Bewusstseins ist ein noch viel weiteres.
- Seit 2021 Retired.
- Soll ich es als Privileg betrachten, im Ruhestand Zeuge des Eintritts in eine neue erdgeschichtlichen Epoche werden zu dürfen? Das Anthropozän verlangt eine Bewusstseinswende. Bei fortschreitender Entmaterialisierung der Produktionsmittel und Virtualisierung unserer Existenz rücken zugleich die materiellen Voraussetzungen derselben ins Bewusstsein. Es sind die „alten“ Elemente Wasser, Erde, Luft und Feuer, von denen wir genau so abhängig sind wie alle Generationen vor uns. Quantencomputer, Big Data und Künstliche Intelligenz werden daran nichts ändern. Das expansionistische Paradigma der Welteroberung und des Weltkonsums dürfte auf dem Globus erst einmal an seine Grenze gekommen sein und ist zur Sublimierung herausgefordert.